Das Derby des Feuerwehrschlauchs

Heute Abend präsentiert die Curva Sud eine Choreografie mit einem Bezug zur Geschichte von Ambrì, um an einen historischen, in gewisser Weise heroischen Abend zu erinnern: den Abend des 17. Novembers 1981. Viele von uns waren damals noch gar nicht auf der Welt, die Berliner Mauer stand noch, die Fans waren noch nicht organisiert und der Sport hatte eine ausgeprägte gesellschaliche Bedeutung. Ambrì war schon damals eine einzigartige Erscheinung, die eine grosse Gemeinschaft von Menschen mit Liebe und Emotionen erfüllte, die in Scharen in die mythische Valascia strömten, um eine Mannschaft zu unterstützen, die hauptsächlich aus Söhnen des Tals bestand. Magische Zeiten, für die wir eine gewisse Nostalgie empfinden und auch ein wenig Neid auf diejenigen, die das Privileg hatten, diese Zeiten zu erleben. Einer der Protagonisten dieses heroischen Abends, der nicht gerade zimperlich endete, ist immer noch unter uns und wird das Spiel wie immer von der Tribüne aus verfolgen; aber der Reihe nach.

Vamos Vamos Ambrì Piotta!

Aufgrund des von der Liga verhängten Verbots, Fanmaterial in die Gästesektoren mitzubringen, verzichten wir schweren Herzens auf das Auswärtsspiel vom Freitag gegen Ajoie. Dennoch wollen wir das Team auf unsere Art und Weise unterstützen und antreiben. Wir rufen daher alle Fans auf, die Spieler und den Staff anzufeuern und anzustacheln! Treffpunkt um 13.45 Uhr auf dem Vorplatz der Gottardo-Arena um aus voller Kehle zu singen: ‘’…che l’Ambrì è il mio unico amor!

Samstag, 14. Oktober 2023, Gottardo Arena, Ambrì. Die GBB zeigt ein Transparent mit der Aufschrift: PALESTINA LIBERA.
Sonntag, 15. Oktober 2023, Patinoire des Vernets, Genf. Die GBB trägt die palästinensische Flagge auf ihrer Zaunfahne. Nach einem kurzen Moment droht eine Person vom Sicherheitsdienst: «Wenn die Flagge nicht sofort entfernt wird, wird die Person, die sie montiert hat, identifiziert und mit einem Stadionverbot belegt». Auf die Frage nach einer Erklärung ist die Antwort klar: Der Sicherheitsdienst des Genfer Stadions akzeptiert keine Symbole, die mit der palästinensischen Sache in Verbindung stehen. Ja, ihr habt richtig gelesen: Das Verbot richtet sich ausdrücklich gegen jede Solidaritätsbekundung mit Palästina.
Mittwoch, 18. Oktober 2023. Der HCAP teilt der GBB mit, dass die beiden Solidaritätsbekundungen von der Liga nicht unbemerkt geblieben seien und dass diese festhalte: «dass jegliche Transparente mit politischem Inhalt in unseren Hockeystadien verboten sind, und wenn die Klubs keine Massnahmen ergreifen, um sie zu verhindern, sich die Liga das Recht vorbehält, das Kaskadenmodell anzuwenden». Das Kaskadenmodell, ein weiterer repressiver Kniff der Liga, sieht zunächst ein Verbot von Fanmaterial bei Auswärtsspielen vor, dann ein Verbot von Auswärtsfahrten insgesamt und schliesslich die Schliessung der Stehplätze im Heimstadion.

Zur Verteidigung des Sports, der für alle zugänglich ist

Die in dieser Saison angewandte Preiserhöhung ist aus mehreren Gründen nicht hinnehmbar. So führt die lineare Erhöhung dazu, dass die Zuschauer*innen auf den Stehplätzen stärker von den miesen Entscheidungen der Führung betroffen sind als die Zuschauer*innen auf den Sitzplätzen und in den VIP-Logen. Und was noch schwerer wiegt: proportional deutlich mehr zahlen werden insbesondere Familien mit Kindern, die unsere Zukunft sind und an denen man festhalten sollte, wenn einem das Schicksal des Vereins wirklich am Herzen liegt.

Vor etwas mehr als drei Jahren begannen wir mit unserer Unterstützung für die Menschen in Rojava und ihr demokratisches Projekt. Die niederträchtige Aggression Erdogans gegen die Autonomie Nordsyriens hatte uns damals auf die Straße gebracht, zusammen mit unseren kurdischen Genossinnen und Genossen, welche die internationale Gemeinschaft aufforderten, die Massaker zu stoppen. Und als ob das nicht schon genug wäre, kam noch die Pandemie hinzu und verkomplizierte die Dinge. Doch trotz Lockdown und Grenzschliessungen war es uns immerhin möglich, zu einem kleinen Projekt im Norden der Stadt Kobane beizutragen.

Demütig, aber niemals zahm, in Sieg und Niederlage

Ein enormes Gefühl der Leere überkommt uns. Wir sind nicht die Einzigen, die noch immer um die Beerdigung unseres Tempels, unserer Festung, unseres Zuhauses trauern, das nun dem Erdboden gleichgemacht wurde. Ohne dieses traurige Kapitel der Vergangenheit, das nie in Vergessenheit geraten wird, noch einmal aufrollen zu wollen, möchten wir unsere Gedanken teilen und zum Ausdruck bringen; und wir laden alle Fans ein, dies ebenfalls zu tun.

“Ein Schritt zurück,
nachdem man einen falschen Weg eingeschlagen hat,
ist ein Schritt in die richtige Richtung”
Kurt Vonnegut

Wir haben es versucht. Wir haben es wirklich versucht: Wir sind nach Genf und nach Porrentruy zum Spiel gegen Ajoie gefahren, nicht gerade die bequemsten Auswärtsspiele in der Liga, und noch dazu unter der Woche. Wir haben es versucht, obwohl uns die Liga verboten hat, jegliches Material der organisierten Fanszene (Transparente, Fahnen, usw.) in die Auswärtssektoren mitzunehmen, ein Verbot, das bereits seit dem Auswärtsspiel in Genf gilt. Wir haben es versucht, weil wir das Team in jedem Stadion und in jeder Stadt unterstützen wollten und immer noch wollen. Wir haben es versucht, weil wir an dieses Team und diese Farben glauben. Ein Team, das gerade vorgestern eine historische Fahrt gekrönt hat, indem es nach Jahrzehnten den Pokal in die Höhe stemmte, und das, da sind wir sicher, alle “Biancoblu” begeistert hat.

...Die Farce geht witer...

Il futuro, inutile dirlo, è un posto pericoloso da frequentare, fittamente minato e con la tendenza ad azzannarti i polpacci a tradimento mentre ti ci inoltri. (J.G.Ballard)

„Der Prozess wird bis zu einem noch festzulegenden Termin verschoben.” Mit diesen wenigen Worten und ohne weitere Erklärungen annullierte das Gericht den Termin für den ersten Prozess, der am Donnerstag 22. Oktober, hätte stattfinden sollen.

Wir sprachen bereits wiederholt über seltsame Ereignisse im Verlauf der rechtlichen und tatsächlichen Aufarbeitung der Geschehnisse vom 14. Januar 2018: die lange Liste der willkürlich Beschuldigten; die Polizeirazzia im Morgengrauen in den Häusern der Beschuldigten; die erpresserischen Verhöre, oft mit Druck und Drohungen; die phantasievollen Aussagen des Staatsanwalts Respini und die unrechtmäßigen Einmischungen des Staatsrats Gobbi; und natürlich die vielen „Schwierigkeiten“, die während der Untersuchung festzustellen waren, begleitet von seltsamem Schweigen und fehlenden Antworten. Nach fast drei Jahren des Wartens, sollte im August der erste Prozess plötzlich in aller Eile abgehandelt werden. Nun, ebenso plötzlich und ohne jeden Grund, wird der Prozess verschoben und die umfangreichen Beweisanträge der Verteidigung werden gleichzeitig vollständig abgelehnt. Dazu gehören die vollständige Einsicht in die – offensichtlich manipulierten – Videoaufnahmen der Sicherheitskameras, auf denen entscheidende Sequenzen fehlen. Weiter die Anhörung etlicher von der Verteidigung geladener Zeugen und die Auskunft über das Sicherheitsdispositiv der Kantonspolizei an jenem Tag.

Ein Prozess, der "voranschreitet": aktueller Stand und unerwartete Neuigkeiten

Nach fast drei Jahren Wartezeit wurden endlich die ersten Prozesstermine für die bekannten Geschehnisse anlässlich des Spiels HCAP-Lausanne festgelegt. Die Art und Weise und der Zeitpunkt sollten nun aber auch die Unaufmerksamsten zum Nachdenken anregen. Zunächst einmal wird es zwei Prozesse geben. Der erste Prozess gegen 5 als „besonders gefährlich“ eingestufte Ambrì-Piotta-Fans findet am 22. Oktober 2020 am Strafgericht von Bellinzona statt und kann als Schaufenster der ganzen Medienfarce und Hexenjagd betrachtet werden.

Solidarität mit Rojava

“Solidarität ist die Zärtlichkeit der Völker” Ernesto “Che” Guevara

„Wir sitzen alle im selben Boot“, heißt es in diesen Tagen immer wieder. Doch auch wenn es stimmt, dass wir in einer Zeit der Unsicherheit und des Zweifels auf Sicht segeln, dann ist das Boot dennoch nicht für alle gleich.

Nur wenige haben ein schönes Segelboot, auf dem sie in Ruhe ihre Tage verbringen können. Es gibt viele, die jeden Tag mit dem Ruderboot zur Arbeit fahren müssen, weil sich die auf dem Segelboot dafür entschieden haben. Es sind die Bauarbeiter, das Verkaufspersonal, die Angestellten in der Industrie, die Hauskuriere und die Landarbeiter, die trotz der Gefahren jeden Tag arbeiten müssen. Sie arbeiten, weil Arbeit ihnen und der übrigen Bevölkerung das Überleben ermöglicht. Dann gibt es Gesundheitspersonal jeder Art und Rolle, dessen Boot im Laufe der Jahre durch kontinuierliche Kürzungen der Sozial- und Gesundheitsausgaben reduziert wurde, das aber auch am frühen Morgen zur Arbeit schwimmen würde.

Nein zu den Identitätskontrollen!

Nach den jüngsten Erpressungen des Norman “uhuhuhuh” Gobbi, mit denen er seine Forderungen nach ID-Kontrollen in den Hockeystadien des Kantons durchzusetzen versucht, wollen wir doch einige Punkte klarstellen und Position beziehen gegen die wiederholten Wahnvorstellungen des Polizeidirektors.

Angriff auf die Curva Sud (oder: Überwachen und Strafen, Kapitel 2)

Auf die in einem früheren Schreiben gestellten Fragen haben wir bis jetzt keine Antworten erhalten, hingegen schlug in der Zwischenzeit die harte, repressive Hand desjenigen, „der seit Jahren geflissentlich daran arbeitet, Nulltoleranz durchzuset- zen und die organisierte Fanszene zu zerstören”, wie erwartet heftig zu. Mittwoch, 14.3.2018, ab 6 Uhr morgens: Im Rahmen einer Grossaktion der Tes- siner Polizei unter Leitung des Staatsanwalts Nicola Respini werden 16 Fans des HCAP zuhause verhaftet und abgeführt. Zahlreiche Häuser werden durchsucht, in denen Gegenstände jeglicher Art beschlagnahmt werden: Pullover, Schals, Au- fkleber, Kalender, und wenige pyrotechnische Objekte. Die Mobiltelefone werden ebenfalls beschlagnahmt. Stellen wir uns den Schock und die Verunsicherung der Kinder, der Lebenspartner, der Freunde oder der Eltern vor, wenn am frühen Mor- gen Polizeikräfte mit einem Durchsuchungs- und Haftbefehl vor der Türe stehen. Die „Operazione Valascia”, erinnert in ihrem Ausmass an Polizeiaktionen gegen interna- tionalen Drogenhandel oder Geldwäscherei oder an Ermittlungen im Rahmen von Tötungsdelikten.